Geschichte und Architektur

Ursprung und Baugeschichte

Bereits 1383 wird in einem Urbar eine bischöfliche Besitzung in der Vorburg von Fürstenau erwähnt, die wohl dem heutigen Stoffelhaus entspricht.

Ende des 14. Jahrhunderts entstand ausserhalb der Stadtmauern ein dreigeschossiges Gebäude mit zwei tonnengewölbten Räumen (Vorburg). Der östliche Raum mit Schartenfenstern ist bis heute weitgehend original erhalten.

Umbauten und Erweiterungen

15. Jahrhundert:
Das Haus wurde um ein Geschoss aufgestockt, nach Norden zur Stadtmauer erweitert und zum herrschaftlichen Wohnhaus umgestaltet. Neue Verputze und dekorierte Fassaden zeigen, dass die Wohnräume im 3. Geschoss und Schlafräume im Dachgeschoss lagen.

1549 (Renaissance-Umbau):
Das Dachgeschoss wurde in ein Wohngeschoss umgewandelt (Stube, Küche, Kammern). Der Eingang wurde auf die Nordseite verlegt und mit einem Türsturz datiert „1549“. Fassaden und Fenster wurden im Stil der Renaissance überarbeitet, wobei ältere gotische Elemente erhalten blieben.

Um 1700 (Barocke Aufstockung):
Erhöhung um zwei Stockwerke, neues Dach, barocke Sgraffiti mit gesprengten Giebeln.

1742:
Beim Dorfbrand brannten Dach und Obergeschosse ab. Beim Wiederaufbau wurde das Haus um 1,5 m abgetragen, neu verputzt und das Dach tiefer gesetzt.

20. Jahrhundert:
Verputz als Rauputz („Besenwurf“).

1996:
Restaurierung durch die kantonale Denkmalpflege; Freilegung und Wiederherstellung der historischen Fassadenstrukturen.

Architektur und Fassadengestaltung (Ostfassade)

Zeigt heute bewusst mehrere Epochen:

Unterer Teil: Verputz der Vorburgphase (Pietra-rasa-Technik).

Gotik: Schartenfenster, Erkerimitationen, Eckquadrierung mit Diamantmuster.

Renaissance: Fensterrahmungen und gotisierende Dekorationen (Mitte 16. Jh.).

Barock: Sprenggiebel und obere Fensterrahmen.

Die gotischen Wandmalereien

Entstanden im späten 14. Jahrhundert, dendrochronologisch auf 1396–1420 datiert.

Erhalten im Mittelgang des 2. Geschosses, a secco ausgeführt.
Hauptszene: Hirschjagd – ein weisser Hirsch wird von Jägern und Hunden verfolgt, kurz vor dem Todesstoss.

Weitere Szenen:
- Simons Kampf mit dem Löwen,
- Stadtmauer von Thimnath,
- Bauern mit Viehherde,
- Reiter mit Knappe.

Stilistisch zeichnen sich die Fresken durch lineare, sichere Zeichnung und frühe Ansätze räumlicher Darstellung aus.

Bedeutung im Ortsbild

Fürstenau gilt als Ortsbild von nationaler Bedeutung.
Das Stoffelhaus ist durch seine polygonale Grundfläche, die sichtbare Bauabfolge mehrerer Epochen und die seltenen profanen Wandmalereien aus dem 14. Jh. ein zentrales Denkmal.

Vergleichbare Fresken finden sich in Graubünden nur noch in den Schlössern **Brandis (Maienfeld) und Rhäzüns.